28. Samenkorn

"Samenkorn, heute Nacht als ich im Bett lag, Dunkelheit um mich herum, habe mir vorgestellt, wie meine Fusssohlen anfangen zu kribbeln und kleine Wurzelästchen aus ihnen heraus wachsen.

Ich habe mir vorgestellt, wie meine Kopfhaut anfängt zu spannen, sich öffnet und ein Pflanzentrieb sich durch die Dunkelheit bohrt, dem Licht entgegen.

Ich habe mir vorgestellt, wie dieser Trieb zu einer Blume heranwächst.

Wie es sich anfühlt, sich sanft im Wind zu wiegen und wie es ist, sich unter schwere Regentropfen zu beugen.

Ich habe mich noch nie so verwurzelt und gleichzeitig so frei gefühlt."

Das Samenkorn schaut mich lange an, lächerlich fein und sagt

Nichts.